Was macht einen guten Wein aus?

Autor: Carsten M. Stammen

Um diese Frage zu beantworten, ist zunächst einmal zu definieren, was Weinqualität
überhaupt bedeutet. Folgende Eigenschaften machen die Qualität eines Weins aus:


Substanz (Fülle, Körper – einfach gesagt: die Menge der Inhaltsstoffe)
Aromenintensität (Stärke der Geruchs- und Geschmacksstoffe)
Komplexität (Vielschichtigkeit und Differenziertheit der Geruchs- und
Geschmacksstoffe)
Ausgewogenheit (harmonisches Verhältnis zwischen Frucht, Würze, Süße, Säure
und ggf. Tannin)
Dichte (Konzentration der aroma- und texturgebenden Inhaltsstoffe)
Länge (Nachhaltigkeit des Gaumeneindrucks: Wie lange bleibt der Wein im Mund
wahrnehmbar?)
Langlebigkeit (Reifepotenzial, Haltbarkeit)


Ein Wein, bei dem alle diese Eigenschaften stark ausgeprägt sind, hat eine hohe Qualität. Die Ausprägung hängt von den folgenden Faktoren ab, die sich in Weinberg und Keller steuern lassen.

Einer der wichtigsten Faktoren für die Weinqualität ist der Extrakt der Trauben – also technisch gesehen das Mostgewicht, d. h. die Summe aller gelösten Stoffe im Traubenmost. Der Extrakt lässt sich am einfachsten über die Begrenzung des Ertrags beeinflussen: Je weniger Trauben am Rebstock hängen, desto höher ist der Extrakt der einzelnen Beeren und desto substanzreicher, hochwertiger und lagerfähiger ist der Wein. Mit zunehmender Traubenreife steigt dann das Mostgewicht, denn es bilden sich immer mehr Extraktstoffe in der Traube. Auch das Alter der Reben spielt hier eine Rolle: Je älter der Rebstock ist, desto weniger und kleinere, dafür aber extraktreichere Beeren bildet er aus.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Terroir: das Zusammenwirken von Klima, Boden und Bewirtschaftung des Weinbergs. Das Klima umfasst Faktoren wie Temperatur, Sonneneinstrahlung, Niederschlag, Luftfeuchtigkeit und Wind; hinsichtlich des Bodens sind neben der Topografie vor allem der Nährstoffgehalt und die Wasserversorgung wichtig, die sich maßgeblich aus der geologischen Zusammensetzung ergeben. Unter Berücksichtigung dieser Gegebenheiten muss der Weinberg der dort gepflanzten Rebsorte jeweils möglichst günstige natürliche Wachstums- und Reifebedingungen bieten. Darauf nimmt der Winzer durch die Wahl der Sorte und die Anbaumethode Einfluss: Je naturverbundener und umweltschonender der Weinberg bewirtschaftet wird – etwa beim biologischen oder biodynamischen Anbau –, desto stabiler, substanzreicher, differenzierter und ausgewogener ist der Wein. Das gilt analog auch für die Kellerarbeit: Je weniger chemische und physikalische Maßnahmen im Rahmen der Weinbereitung angewandt werden (das beginnt beim Pumpen des Mosts und betrifft besonders die Schönung des Jungweins), desto feingliedriger, ausdrucksstärker und balancierter ist der Wein. Grundsätzlich lässt sich sagen: Je mehr Zeit ein Wein im Keller bekommt (für die Gärung, das Hefelager, die Stabilisierung, den Ausbau, die Harmonisierung), desto hochwertiger ist er.

Eng mit dem Terroir hängt die Enge der Herkunft zusammen. Am hochwertigsten ist ein Wein, der aus Trauben hergestellt ist, die nur aus einem einzigen Weinberg oder sogar nur aus einer einzigen Parzelle stammen. Der Grundsatz dieses sogenannten Herkunftsprinzips lautet demnach: Je enger die Herkunft, desto höher die Weinqualität. Dahinter steckt die Überlegung: Je kleiner die geografische Einheit ist, in der die Trauben wachsen, desto homogener und charakteristischer ist das Terroir und desto stärker kommt dieses im Wein zum Ausdruck – was ebenfalls ein Qualitätsmerkmal ist. Bei Weinen mit geschützter Herkunftsbezeichnung ist diese an bestimmte, genau definierte Qualitätsvorgaben geknüpft, die von der maximalen Ertragsmenge bis zur minimalen Reifezeit reichen können. Hier setzen die verschiedenen Qualitätssysteme an.

Um die Weinqualität möglichst lange zu erhalten und zu gewährleisten, dass sich der Wein während der Flaschenreife möglichst gut entwickelt, ist es unerlässlich, ihn unter optimalen Bedingungen zu lagern: dunkel, eher kühl, bei gleichbleibender Temperatur und nicht zu geringer Luftfeuchtigkeit sowie ohne den Einfluss von Sauerstoff oder Fremdaromen.

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